YourStyle Herbst 2017 - page 9

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Armlochposition prüfen
Durch leichtes Anheben des Körperarms
kann man schnell erkennen, in welcher Höhe
die Seitennaht unter dem Armloch endet. Ist
das Armloch unter dem Arm zu hoch, knickt
es um oder reizt unangenehm die Achsel.
Mithilfe eines Kreidestrichs kann ich es direkt
am Körper etwas tiefer anzeichnen.
Vorsicht: Ein zu tiefes Armloch kann schnell
unbequem werden, da es beim Anheben
des eingesetzten Ärmels das ganze Klei-
dungsstück anhebt und zum „Schwimmen“
bringt. Ein Ärmel ist perfekt eingesetzt, wenn
beim Anheben des Arms nur der Ärmel in die
Höhe geht und das Kleidungsstück ruhig am
Körper verweilt.
Ärmel prüfen
Da das Modell ja ohne Ärmeleinsatz
vorbereitet wurde, folgt nach den Absteck-
arbeiten das Anstecken des Ärmels von au-
ßen. Dazu wird der Ärmel über den Arm
gezogen und positioniert. Das bedeutet, ich
überprüfe, ob mein markiertes Schulterzei-
chen des Ärmels exakt auf die Schulternaht
passt. Spätestens hier lohnt sich wieder die
Vorarbeit durch das Einzeichnen der Markie-
rungsfäden.
Ein kritischer Blick von der Seite lässt schnell
erkennen, ob der Ärmel in Balance fällt. Ein
Ärmel darf nie gerade fallen oder nach hinten
gehen. Ganz im Gegenteil sollte ein Ärmel
immer eine erkennbare Tendenz nach vorne
haben, so, als wenn Sie einen kleinen Hund
an der Leine führen würden. Ich spreche hier-
bei auch gerne von einem „Bananenärmel“.
Taillenposition prüfen
Eine Taillenposition kann ich leicht über-
prüfen, indem ich ein mit Haken verschließ-
bares Taillenmaßband oder einen kleinen
schmalen Gürtel in die Taille lege. Dieses
Hilfsmittel legt sich von alleine an die schmal-
ste Körperstelle und macht für mich gut er-
kennbar, ob sich meine Taillennaht oder mein
Taillenabnäher an der richtigen Körperstelle
befinden.
Für eine perfekte Passform ist eine gut vorbereitete Anprobe unerlässlich.
Dabei ist die Reihenfolge der Vorgehensweise sehr wichtig. Ich staune immer
wieder, dass viele HobbyschneiderInnen sich vertrauensvoll auf ein Schnitt-
muster verlassen, das Kleidungsstück von Anfang bis Ende fertig nähen, ohne
je eine Zwischenanprobe vorzunehmen und dann überrascht sind, dass die
Passform nicht mit ihrem Figurtyp harmoniert. Oft sind es nur Kleinigkeiten,
die jedoch nach der Fertigstellung sehr mühsam zu korrigieren sind.“
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nprobe mit Passformkontrolle
Bei einer Anprobe sollten immer Idealbe-
dingungen herrschen. Und es ist wichtig, das
anzuziehen, womit Sie das Kleidungsstück
später tragen werden – mit der richtigen Un-
terwäsche, bei Kleidern und Röcken mit den
passenden Strümpfen und selbstverständlich
mit den passenden Schuhen. Außerdem
gehören zu einer Anprobe immer mindestens
zwei Personen.
Abstecken
Das Modell muss immer korrekt ge-
schlossen werden, wenn vorhanden, mit dem
Reißverschluss. Ansonsten wird die Jacke
oder der Mantel anhand der Querzeichen
und Mittelmarkierungen behutsam mit Steck-
nadeln zugesteckt. Bevor abgesteckt wird,
erst auf Tuchfühlung gehen und mit den Hän-
den fühlen, ob das Kleidungsstück ruhig und
entspannt um den Körper fließt. Ein mit etwas
Abstand kritischer Blick in den Spiegel trainiert
und schult das Auge. Dabei sollte das Modell
aus allen Richtungen betrachtet werden. Nur
so lässt sich erkennen, ob das selbstgenähte
Stück in Balance ist und die Länge auf einer
Höhe verläuft. Das Modell darf keine Querzü-
ge haben, dies ist meist ein Hinweis darauf,
das es zu eng ist und an den Nähten etwas
erweitert werden sollte.
Erscheint ein Modell zu weit oder man erkennt
sogar irgendwo eine kleine Beule, kann dies
mit Stecknadeln abgesteckt werden. Beim
Engerstecken ist immer darauf zu achten,
dass gleichmäßig abgesteckt wird, ein
paar Nadeln an der rechten Seitennaht und
ein paar Nadeln an der linken Seitennaht.
Dennoch kann es aufgrund von figürlichen
Unebenheiten zu unterschiedlich abgesteck-
ten Seitennähten kommen. Beim Abstecken
einer Naht ist es wichtig, dass sie an ihrem
Nahtschatten in den Bruch genommen und
erst dann die Nadel in den Stoff gesteckt wird.
Somit ist gewährleistet, dass der abgesteckte
Abstand an der Naht gleichmäßig verläuft.
Länge prüfen
Ein wichtiger Kontrollblick muss auf die
Länge geworfen werden. Hierbei nie auf
das Augenmaß verlassen, sondern mithilfe
eines Rockabrunders die Modelllängen über-
prüfen und mit dem Kreidepuster markieren
und später korrigieren.
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