YourStyle Frühling 2014 - page 10

WienerChic
Wann haben Sie angefangen zu nähen. Was war der Auslöser?
Mit sechs oder sieben Jahren, um mir einen Behälter für meinen Feitl, mein Messer zu nähen.
Liebevoll bis ins Detail und mit dem richtigen Accessoire sind Ihre Entwürfe abgestimmt.
Wo finden Sie Ihre Inspiration? Haben Sie ein Lieblingsmotiv?
Die Inspiration liegt quasi auf der Straße. Man muss sich nur bücken und sie aufheben. Von meiner
Seite aus ließe sich jeden Tag eine faszinierende Tür öffnen, aber dazu bleibt einfach zu wenig Zeit.
Und Lieblingsmotiv...?
Man wird die Rose in meinen Entwürfen finden, das ist offensichtlich. Aber nur,
weil sie die grafisch vielversprechendste Form hat. Ein Klassiker wie Hahnentritt,
Schottenkaro, Versace oder Animalprint.
Früher war die Nähmaschine pures Handwerkszeug, heute dient sie für Viele
auch als Inspirationsquelle. Wie ist das bei Ihnen?
Für mich ist sie immer noch eine Maschine und die Inspirationsquelle sind alte
Musterbücher und Vorlagen. Ich lasse Vieles auch noch händisch sticken. Neu ist
die Möglichkeit, Motive selbst zu designen, hochzuladen und dann sofort sticken
zu lassen. Dafür sind die neuen Stickmaschinen perfekt geeignet, aber auch, um
direkt und schnell experimentieren und kleinere Serien vervielfältigen zu können.
Nichts ist unmoderner als der modische Höhepunkt der Zeit.“
Dieses Zitat von Susanne Bisovsky charakterisiert ihre
Einstellung zu Mode am treffendsten.
Sie plädiert für langen Atem und eine ernsthafte, tiefergehende Beschäftigung mit
dem Phänomen Mode und deren vielen Facetten. Daher wird man sie auf den Hoch-
glanz ächen des Lifestyles nicht antreffen. Namedropping überlässt sie anderen. Sie
forscht und entwirft lieber. Und obwohl ihre Arbeit von Hollywood bis London und
Paris geschätzt wird, kennt man das dahinterstehende Programm in ihrer Heimat
Österreich kaum: einer Stadt ein vestimentäres Erscheinungsbild zu geben, in dem
Fall Wien, mit dem von ihr propagierten
Wiener Chic“.
Dass lokale Journalisten und Öffentlichkeit ihre präzise Auseinandersetzung mit Klei-
dung und deren Geschichte, mit Mode und deren langsamerer Schwester, der Tracht,
stets in dieselbe traditionelle Schublade stecken, dafür kann sie nichts. Aber vielleicht
sind ja die vielen Generationen von Stickmaschinen daran schuld, die es ihr erlaubt
haben, alles Relevante zu sticken, zu überlagern, zu kombinieren und in einen sehr
eigenständigen, einen
Wiener Stil“ zu integrieren.
Die neuen Interpretationen nennen sich „Mitgift“, „Innocentia“ oder „Everlasting
Collection“ und das darf man ruhig wörtlich nehmen. Dabei bedient sie
sich vieler Inspirationsquellen aus der Geschichte und persönlicher Überlieferung,
weil sie Inhalt schätzt und sich für Technologien interessiert. Alte und neue.
PROFIL
6 Fragen
an Susanne Bisovsky
Susanne Bisovsky hat bei Vivienne Westwood studiert
und für internationale Modehäuser wie Jean-Charles
de Castelbajac, Helmut Lang, Kathleen Madden und
Unternehmen wie Gössl und Austrian Embroideries ge-
arbeitet. Kooperationen mit österreichischen Ikonen wie
Lobmeyr, Swarovski oder Backhausen führten zu neu in-
terpretierten Techniken wie Petit Point (Wiener Gobelin),
zu Musterentwicklungen für Transfers, zu T-Shirts aus
Keramikplättchen mit der Porzellanmanufaktur Augar-
ten und dem ungarischen Porzellanspezialisten Herend.
Derzeit designt sie für das Kitzbühler Modeimperium
Sportalm. Ihre eigene Haute Couture fertigt sie in ihrem
Wiener Salon, Prêt-à-porter ist in ausgewählten Ge-
schäften erhältlich.
Ein kreativer Gruß von
Susanne Bisovsky für die
YourStyle Leser: „Betrügerchen“
nennt man dieses charmante Hals-
tuch im Volksmund. Tipps
zum Nachnähen auf
Style 10
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