YourStyle Herbst 2021

YOUR STYLE by PFAFF | 21 Ja, genau. Das ist der Kern. Hier fangen wir an. Denn wir alle wollen doch etwas arbeiten, was uns Spaß macht, was uns ganz am Herzen liegt. Außerdem brauchen wir diese Leidenschaft für die Zei- ten, in denen wir an unsere Gren- zen kommen. Denn es ist unsere Passion, die uns dann die Energie gibt, weiterzumachen. Und da wir ja ganz nebenbei auch Geld ver- dienen müssen, ist es wichtig, dass wir in unserer Aufgabe wirklich völlig aufgehen. Denn dann sind wir richtig gut und schaffen auch sehr viel mehr Raum für positive und gute Dinge in der Welt. Zu Beginn geht es noch nicht um mein Geschäftsmodell, sondern nur um meine innere Welt. Es geht da- rum, zu verstehen, wer ich bin, wie ich ticke, bei welcher Tätigkeit ich einen Sinn in meinem Leben fühle. Zuerst wird nach meinen Werten gefragt und meiner Vision fürs Leben als Ganzes. Denn ich finde, ein Business sollte dazu da sein, um unser ganzes Leben besser zu machen, nicht nur, um unseren Geldbeutel zu füllen. Gehen wir doch mal davon aus, meine Leidenschaft ist das Nähen … Der nächste Schritt ist, kritisch und gründlich zu hinterfragen: Was sind meine Talente und welche Talente könnte ich ausbauen? Es geht nicht darum, alles zu kön- nen, sondern die Stärken auszu- bauen. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass wir von klein auf versuchen, unsere »Lücken« zu füllen. Wir fragen uns, was kann ich noch nicht so gut und strengen uns dann in diesem Bereich an, damit wir »komplett« werden. Dabei wäre es doch so viel einfacher, bei diesem Kern zu blei- ben, wo wir sowieso schon Talent haben. Das fängt bereits in der Schule an. Wenn ich nicht gut in Mathe bin, konzentriere ich mich eben auf die Fächer, die mir gut liegen. Um großen Erfolg zu ernten, wollen wir aber in die oberste Spitzenklasse, wo die Konkurrenz nicht mithalten kann. Wenn ich einen physischen Shop aufma- che, muss ich zwar finanziell mehr inves- tieren, dafür schaffe ich aber einen Ort, an dem man sich persönlich treffen und austauschen kann. Der Vorteil an einem Onlineshop ist die Ortsungebun- denheit. Wenn ich allerdings den Kontakt zu Menschen brauche, kann das auch schnell etwas einsam werden. Wenn wir bei dem Thema Talente bleiben, ist es auf jeden Fall wichtig herauszufinden, welche Kompeten- zen ich eventuell auch auslagern kann. Wenn ich zum Beispiel einen Stoffladen aufmachen will, muss ich ja nicht zwingend Schneiderin sein. Okay, Leidenschaft und Talente sind identifiziert. Und wie wird mein Talent jetzt zu einem Business? Jetzt kommt die Fleißarbeit: Ich muss herausfinden, ob die Welt das braucht, was ich anbieten möch- te. Gibt es eine Nachfrage, gibt es Leute, die bereit sind, dafür Geld auszugeben? Ein Beispiel: Ich habe eine Leidenschaft für Bettbezüge. Ich liebe die Stoffe und kann jedes Bett in ein Kunstwerk aus Stoffen, Kissen und Farben verwandeln. Aber: Gibt es denn überhaupt jemanden, der mich dafür bezahlen würde, damit ich morgens vorbei- komme, um das Bett zu machen? (Wohl eher nicht, außer es handelt sich um Celebrities :-). Ich neh- me dieses Beispiel gerne, weil es zeigt, wie wichtig dieser Schritt wirklich ist. Nur wenn diese drei Bereiche – Leidenschaft, Talente, Kundenpotenzial – zu 100 Prozent geklärt sind, dann komme ich an meinen persönlichen »süßen Kern«. Dann hat meine Leidenschaft auch Potenzial. Es gibt auch Menschen, die ihre Talente nicht kennen. Wie kommen die an ihren »süßen Kern«? Eine Aufgabe, die ich sehr gerne mache, – im Übrigen auch bei denen, die ihre Talente bereits kennen – nenne ich »Meine Super-Powers finden«. Ich lasse meine Kursteilnehmer ein Feedback von 15 bis 20 Personen aus ihrem Umfeld einholen, indem diese die »Superkräfte« nennen sollen, die sie einem zuschreiben. Also das, was man am besten kann. Das ist sehr spannend und erhellend. Es kann sein, dass da Talente dabei sind, die man sowieso schon von sich kannte, aber oft kommen auch ganz neue, überraschende Antworten zum Vorschein. Es tut gut zu erfahren, was andere Menschen in einem sehen. Aus dieser Kraft und aus diesem Wenn wir versuchen, unsere Schwächen zu verbessern, anstatt unsere Stärken auszu- bauen, werden wir im besten Fall durchschnittlich. ANASTASIA DIMITRIADOU Unternehmerin & Life-Coach für Frauen Sie stammt aus einer griechischen Restaurant- familie, kommt aus Süddeutschland und lebt heu- te in Kopenhagen/Dänemark. Sie ist Gründerin der Food-Experience-Agentur Bite Me Crew und des Co-Working-Space Villa Kultur, einem kreati- ven Raum mit der Mission, Kulturunternehmern zu helfen, von ihren Talenten zu leben. Coaching- Ausbildung am Co-Active Training Institute in London. In ihrem künftigen Podcast unterhält sie sich mit kreativen Frauen, die bereits Erfolge mit ihrem eigenen Business haben und Tipps geben.

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