YourStyle Frühling 2022

JUBILÄUMSAUSGABE | YOUR STYLE by PFAFF | 33 Eine kurze Geschichte des Nähens Von Ariane Lindemann rauen auf der ganzen Welt liebten das weiße Kleid der berühmtesten Blondine der Welt. Frech und sexy verzückt Marilyn Monroe im Film „Das ver- flixte 7. Jahr“ (1955) nicht nur die Damenwelt mit dem luftigen Hauch aus Crêpe, der durch einen Luftzug am U-Bahnschacht um ihre Kurven weht. Für drei Millionen Dollar wird das Stück vor einigen Jahren als kultigstes Kleid der Filmgeschichte versteigert. Unter der Schnittmuster- Nummer 2393 – im Nähmagazin burda style erschienen – kann man es noch heute nachnähen. Damals noch unter dem Namen burda Moden kam 1950 das erste Nähmagazin auf den Markt. Innerhalb weniger Jahre wurde es zum welt- weit größten Nähmagazin – dank der beigelegten Schnitt- muster. Verlegerin Aenne Burdas geniale Startup-Idee im tristen Nachkriegsdeutschland: Sie erfüllte den Traum vieler Frauen, schicke und bezahlbare Mode selbst zu nähen. heißt eine berühmte Novelle des Schweizer Dichters Gott- fried Keller von 1874. Die Message ist immer noch gültig. Ob drapierte Gewänder, barocke Roben, Miniröcke, bis zum Bauchnabel ausgeschnittene Abendkleider oder Jeans, ob sportlich, bieder, schrill, elegant, sexy oder provokativ – mit dem, was wir tragen, senden wir eine Botschaft aus, geben wir etwas von uns preis. Wir sagen damit, was wir sind oder – wie in Kellers Novelle, in der sich ein armer Schneider- geselle vornehm kleidet, um gesellschaftliche Achtung zu erfahren, was wir gerne wären. »Kleider machen Leute« F Schnittmuster 2393 Aenne Burda ermöglichte es den deutschen Frauen, Mode à la Hollywood nachzunähen. Fotos: burda (1), shutterstock (2), alamy (2), Illustration: shutterstock

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