Alte Nähtechniken für die Wiesen neu entdeckt

Es naht mal wieder die Wiesenzeit und damit der perfekte Anlass, ein Steifes Mieder zu nähen. Seit Jahren liebäugle ich schon mit einem solchen Projekt. Der hohe Zeitaufwand hat mich aber bis jetzt immer davon abgehalten, es auch wirklich in Angriff zu nehmen. Ich wollte dieses sehr klassische Stück auf sehr moderne Weise umsetzen.


Vorweg gesagt: mein ganzes Wissen über diese Mieder habe ich mir angelesen und auch auf alte Originale hatte ich keinen Zugriff. Das Endergebnis ist also zwangsläufig nur eine Annäherung. Aber das gab mir auch die Freiheit, mit Form und Material zu spielen. Ein klassisches Steifes Mieder wird in mehreren Lagen genäht und die plastische Wirkung entsteht durch in die Lagen eingearbeitetes Peddigrohr. Das ist das Innere von Rattan (ich hoffe das ich das Ganze so richtig wiedergebe, ist nicht mein Spezialgebiet).

 

Auf Basis eines alten Schnittmusters habe ich ein Neues nach meinen Massen erstellt und dieses dann digitalisiert. Mit Hilfe der Premier+ 2 Sticksoftware habe ich die Tunnel für den plastischen Effekt gestaltet und danach hat meine Maschine die Arbeit übernommen. Leider gab es keine Maschine, die mir die Arbeit abnehmen konnte, die einzelnen kleinen Tunnel zu füllen. Statt mit Peddigrohr habe ich hier mit Filament ABS gearbeitet. Der Vorteil, mein Mieder kann man später Waschen und wenn man nach dem Füllen der Tunnel über das Mieder bügelt, verkleben die Materialen dauerhaft miteinander. So kann am Ende nichts mehr verrutschen.

 

 

Da das Mieder, trotz aller technischer Hilfe, ein ganzer Haufen Arbeit war, habe ich eine Bluse, zwei passende Röcke und Schürzen genäht. Außerdem einen Hut gezaubert und einen Kopfputz gefilzt. Auch bei den Röcken und der Bluse habe ich mich von alten Trachtenstücken inspirieren lassen. Gestiftelt, gerafft und auch gerüscht, also voll ausgetobt ;P. Die Knopfleiste der Bluse habe ich auch mit der Stickmaschine erstelt. Und so kann ich das Mieder immer wieder und zu verschiedenen Anlässen tragen.

 

 

 


Der Hut wurde aus einem Platzset mit Dampf geformt und dann mit einem Zierstich an der Nähmaschine veredelt.
 

 


Hierbei nahm mir der Mehrstufenfaltenleger von PFAFF viel Arbeit ab. Ich habe einen Stoffstreifen an beiden Längsseiten gekräuselt. So entstand dieses Verzierung auf dem Rock.

 


Bei den Bündchen der Röcke war dann aber wieder Hand- und Kopfrechenarbeit gefordert.

 

 


So gerüstet werde ich dieses Jahr eines der Hamburger Oktoberfeste besuchen ;)

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